von schwenninger » Freitag 3. Mai 2013, 07:41
Auch nach ein paar Tagen des Sackenlassens und mit einigen Abstand fällt es immer noch schwer, das alles zu begreifen und diese Finalserie abzuhaken...oder gar zu verdauen...
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: dass Bietigheim den Titel geholt hat, ist absolut verdient und mein Glückwunsch geht aus vollem Herzen nach Bietigheim. Aber: warum konnten die Steelers nach einer 0:2 Serienrückstand überhaupt wieder in die Serie zurück kommen? In Spiel 3 und 4 erweckte es den Anschein, dass die Steelers immer fitter und spielfreudiger wurden, während die Wild Wings mehr als Alibi mitspielten und auf dem Eis waren. Und das Finale wurde in diesen beiden Spielen entschieden! Hat man die Steelers nach der 2:0 Führung unterschätzt und den weiteren Verlauf der Serie auf die leichte Schulter genommen und als Selbstläufer angesehen? Das wäre fatal! Denn bereits in den ersten Spielen muss man die Gefährlichkeit der Steelers gesehen haben und diese Spiele hätten auch anders ausgehen können. Es muss Aufgabe des Trainers gewesen sein, den Schlendrian nicht einkehren zu lassen...wobei dieser auch nur eine Vorgabe machen kann, an die sich die Spieler halten sollen...oder eben nicht. Mein persönlicher Eindruck war, dass Trainer Stefan Mair alles getan hat, um den weiteren Verlauf der Serie positiv zu gestalten. Allerdings kam teilweise das Gefühl auf, dass die Spieler dies nicht umsetzten (wollten).
In Schwenningen muss man sich hinterfragen, warum diese Finalserie mit 2 lustlosen Auftritten, im wahrste Sinne des Wortes, hergeschenkt wurde. Ich kam mir in dieser Finalserie oftmals vor, als ob ich bei den Freezers wäre. Absolut dominierenden und begeisternden Spielen folgten postwendend wieder schlechte...nahezu unterirdische Spiele, in denen man den Gegner aufbaute und dann selbst nichts mehr dagegen zu setzen hatte. Es war kaum zu glauben, was da teilweise auf dem Eis zu sehen war...zum Haare raufen und kaum vorstellbar!
Nachdenklich stimmt auch, dass zum wiederholten Male, die Schwenninger Ausländer und Leistungsträger in wichtigen und entscheidenden Phasen ein Schatten ihrer selbst blieben. Im Finale gegen München und gegen Ravensburg, im Halbfinale gegen Rosenheim letztes Jahr und gegen Bietigheim dieses Jahr tauchten viele Leistungsträger aus unerklärlicher Weise ab. Begeistern konnte meist nur die ausländischen Spieler des Gegners. Eine Eishockeyweisheit besagt, dass du nur so gut spielen kannst, wie es der Gegner zulässt... Warum also können oftmals die gegnerischen Ausländer spielen und wirbeln, wie es ihnen beliebt, die eigenen Leistungsträger dagegen blass bleiben? Auch hier muss man sich nach dem "Warum" fragen. Hat man den falschen Spielertyp? Ist die Last des Toreschießens auf zu wenig Schultern verteilt? Ein Daniel Hacker alleine reicht eben nicht! Beleg dafür wäre auch, dass die Wild Wings zwar optisch überlegen waren und enormen Druck ausübten, aber zuviele hochkarätige Chancen ungenutzt ließen. Liegt es am Tainer? Letzteres kann nahezu ausgeschlossen werden, da dieses Phänomen bei 3 unterschiedlichen Trainern, mit unterschiedlichen Charakteren und Spielweisen, auftrat.
Gerüchterweise soll es einen größeren Schnitt in Schwenningen geben...auch Gerüchte um eine Etatreduzierung machten das eine oder andere Mal die Runde (dies hat vor allem mit einer Insolvenz eines größeren Sponsors und Gönners zu tun)...dabei soll auch vor bestehenden Verträgen nicht halt gemacht werden. In meinen Augen ist dies der einzig logische und richtige Weg. Beispiele gibt es zuhauf: Beispiel Alex Leavitt: dieser schlug ein, wie Bombe und begeisterte von Anfang an und wirbelte wie in besten Ravensburger Zeiten. Eine top Nachverpflichtung! Als bekannt wurde, dass Leavitt nach Saisonende den Verein wechselt (Ravensburg oder Krefeld sind im Lostopf...neuerdings soll es ihn nach Schweden ziehen), ließ seine Leistung, seine Einsatzbereitschaft...ja seine komplette Einstellung doch merklich nach, auch wenn er nach wie vor gefährlich war. Es fehlte mir aber der letzte Biss, die letzte Konsequenz...Manchmal erweckte es den Anschein, dass Leavitt sich in Schwenningen präsentieren wollte und nachdem er einen gut dotierten Vertrag unterschrieben hatte, wähnte er sich am Ziel und schaltete 1,2 Gänge zurück. Generell konnten die Ausländer (und diese sollen nunmal die Leistungsträger sein), in der Finalserie nicht einmal ansatzweise an die Leistungen im Viertel- und Halbfinale anknüpfen. Manche Ausländer konnte die in sie gesteckte Erwartungen gar nicht oder nur bedingt erfüllen (Ray Marcias, Stefan Mayer, Rob Hennigar). Bei letzteren gab es in den Play-Offs eine wahrliche Leistungsexplosion und man rieb sich verwundert die Augen...es hieß, dass Hennigar während der Hauptrunde nicht 100% fit gewesen sei...Nichtsdestotrotz war mir persönlich das zu wenig, über den gesamten Saisonverlauf gesehen. Bei anderen Leistungsträgern heißt es, sie wollen ihre Karriere an den Nagel hängen (Chris Schmidt, Jason Pinizzotto). Vielleicht würde auch dem einem oder anderen langjährigem Spieler (Matthias Forster) oder jungem Spieler (Maximilian Hofbauer) eine Luftveränderung gut tun, da die Leistungskurve kontinuierlich nach unten zeigt...Keine leichte Aufgabe für die Verantwortlichen und es ist mit Sicherheit ein schmaler Grad, um den ich sie nicht beneide.
Und auch mit weniger Geld besteht die Chance einen Schnitt und einen Neuanfang zu starten...mit jungen, neuen und hungrigen Spielern, die völlig unbelastet das Trikot der Wild Wings tragen können. Warum nicht mal einen D.J. Jelitto, Patrick White und Ryan McDonough von den Hannover Indians verpflichten. Das ist eine eingespielte Reihe, die nahezu an jedem Powerplaytor der Indians beteiligt war, eingespielt ist und auch in Schwenningen ihre Punkte machen würde. Das wäre eine bockstarke 2. Reihe! Ich kann mich an die Worte von Alex erinnern, dass man in Ravensburg mit den, in dieser Saison gegebenen, Möglichkeiten und dem Erreichen des Halbfinales zufrieden ist, bzw. zufrieden sein kann! Lieber scheide ich im Halbfinale aus, bin stolz auf mein Team, wohl wissend, dass das Team alles gegeben hat, anstatt man über den Titel "Vize-Meister" enttäuscht ist...ja...fast schon enttäuscht sein muss!
Auch wenn in diesem Beitrag sehr viel emotionale Enttäuschung enthalten ist, so ist aber auch klar, dass der Fan viele dieser Spieler, die diese Finalserie "verbockt" haben, nicht mehr im Wild Wings Trikot sehen will.
Über die weiteren Gerüchte, Gründung einer DELII oder gar Aufstockung der DEL, will ich hier nicht näher eingehen, weil ich dieses Thema nicht mehr hören will, nicht mehr hören kann und es mich einfach nur noch nervt!
Hätte mir einer vor Beginn der Saison angeboten, dass die Wild Wings Vize-Meister werden, hätte ich ohne wenn und aber diese Platzierung angenommen, ohne auch nur ein einziges Spiel gesehen zu haben. Nach der Saison und den Play-Offs muss man über dieses Ergebnis enttäuscht sein und es bleibt die Erkenntnis, dass die Spieler nicht alles für den Verein, für ihren Geldgeber getan haben. Und während man in den ersten beiden Finalserien gegen München und Ravensburg neidlos die Überlegenheit des Gegners anerkennen muss, so schonungslos muss man sich heuer eingestehen, diese arroganterweise und leichtfertig verschenkt zu haben!
In den ersten beiden Finalserien gegen München und Ravensburg war man mit der Vizemeisterschaft zufrieden. Schon früh in der Saison kristallisierte sich damals die Überlegenheit dieser beiden Mannschaften heraus. Der Gegner war damals der Favorit und wurde dieser Rolle gerecht. In der diesjährigen Finalserie gab es keinen eindeutigen Favorit. Die Chancen standen bei 50:50...jedes Lager versuchte die Favoritenrolle dem Gegner zuzuschieben. Fachleute sahen leichte Vorteile bei den Wild Wings, da sie über den größeren Kader und die längere Regenerationsphase verfügten und endlich mal zu den Play-Offs auf den Punkt topfit zu sein schienen. Stieg dies den Spielern zu Kopf? Konnten sie mit der vermeidlichen Favoritenrolle nicht umgehen? Schlug hier die frühe 2:0 Serienführung zu Buche?
All diese Fragen gilt es in der Saisonnachbereitung kritisch zu hinterfragen und zu beantworten!
Natürlich ist eine Saison sportlich nur schwer bis unmöglich planbar und ein Finale zu spielen ist nicht alltäglich. Und so eng die ersten beiden Spiele waren und das glücklichere Ende auf Seiten der Wild Wings war, so eng waren auch die letzten beiden Spiele mit dem glücklicheren Ende für Bietigheim. Es bleibt aber das "G´schmäckle" und die Gewissheit, dieses Finale mit 2 schlechten Spielen aus den Händen gegeben zu haben! Umso mehr hätte ich mir ein anderes Auftreten der Wild Wings gewünscht und erhofft.
Ich bleibe bei meiner Aussage, die ich bei den Freezeres zu Beginn der Play-Offs gesagt habe: die Chance, etwas Großes zu erreichen, war noch nie so große wie in dieser Saison. Und teilweise konnte dies auch bestätigt werden. Aber nachdem man den Gegner bereits am Boden hatte, baute man diesen aus unerklärlichen Gründen wieder auf und erlitt selbst den K.O.
Es hätte eine geile Saison werden können...! So war es nur eine gute!
Jetzt ist Sommerpause...die Festivals fangen an...das eine oder andere Konzert ist geplant...um die eishockeyfreie Zeit zu überbrücken und auch den nötigen Abstand zu gewinnen...Aktuell habe ich so überhaupt keine Lust auf Eishockey...Natürlich wird sich das wieder ändern...und spätestens im August auf der European Trophy Wochenend-Tour wird die Lust zurück kommen...aber bis dahin habe ich erstmal genug!
Und Alex kann jetzt das Lied einstudieren: "Nie deutscher Meister, ihr werdet nie deutscher Meister!" Aber bitte nicht allzu laut...
23.03.2003 - 23.05.2013: 3714 Tage der Abstinenz sind vorbei!
Willkommen DEL in Schwenningen!